Von: Kerstin Quast
Du möchtest lieber Zuhören als Lesen? Dann hör dir gerne die folgende Podcastfolge an: #236 Trennungsstress beim Hund
Wenn der eigene Hund nicht alleine bleiben kann, stellt das viele Hundeeltern vor große Herausforderungen. Während wir tagsüber arbeiten oder Besorgungen erledigen, erlebt unser Hund vielleicht Trennungsstress – eine intensive, belastende Reaktion auf das Alleinsein. Aber was genau ist Trennungsstress, warum entsteht er, und wie können wir ihm entgegenwirken? Als Gastautorin hier beim Hundegeflüster Blog teile ich wertvolle Einblicke und Tipps aus meinem Alltag als Hundetrainerin mit der Spezialisierung auf Trennungsstress.
In der #236 Podcast-Folge des Hundegeflüster-Podcasts hatte ich das Vergnügen, mit der Gastgeberin Solveig ausführlich über die Hintergründe und den Umgang mit Trennungsstress zu sprechen. Gemeinsam beleuchten wir Ursachen, Anzeichen und Trainingsmethoden, um dieses Thema nachhaltig zu bewältigen.
#1 Was ist Trennungsstress beim Hund?
Trennungsstress beschreibt die starke emotionale Belastung, die Hunde empfinden, wenn sie von ihrem Sozialpartner – in diesem Fall von uns Hundeeltern – getrennt sind. Es ist wichtig, Trennungsstress von mangelndem Training zu unterscheiden. Manche Hunde zeigen Stresssymptome, weil sie nie gelernt haben, alleine zu bleiben, während andere durch die Trennung von ihrem Menschen eine tiefe Verunsicherung und Angst erleben.
Ein interessanter Aspekt, den ich in der Podcast-Folge erkläre, ist, dass Trennungsstress nur bei Hunden auftritt, die eine Bindung zu ihren Halter haben. Trennungsstress ist also keineswegs ein Zeichen für „Überbindung“ oder „Verwöhnung“. Vielmehr zeigt er, dass der Hund eine starke soziale Bindung empfindet, die durch das Alleinsein auf eine harte Probe gestellt wird.
#2 Anzeichen von Trennungsstress beim Hund erkennen
Viele Hundeeltern übersehen die Anzeichen von Trennungsstress, da diese unterschiedlich ausfallen und nicht immer offensichtlich sind. Hier sind einige typische Merkmale:
- Vokalisierung: Winseln, Bellen oder Jaulen als Versuch, die Rückkehr der Bezugsperson zu erzwingen.
- Selbstverletzendes Verhalten: Manche Hunde knabbern sich selbst an, reißen sich Haare aus oder verletzen sich anderweitig.
- Physische Reaktionen: Übermäßiges Speicheln, Erbrechen oder Absetzen von Kot und Urin sind ebenfalls häufige Stresssymptome.
- Übermäßige Aktivität oder Lethargie: Manche Hunde laufen stundenlang auf und ab, während andere wie erstarrt auf einem Platz verharren, bis die Hundeeltern
zurückkommen.
Eine Kamera kann hilfreich sein, um das Verhalten des Hundes zu überwachen und zu erkennen, wie er tatsächlich auf das Alleinsein reagiert.
#3 Mythen über Trennungsstress und warum sie nicht stimmen
Einige weitverbreitete Mythen zum Thema Trennungsstress können das Training eher erschweren als unterstützen. Häufig liest man in Facebook-Gruppen, auf Social Media oder beim Googeln, dass Hunde aus „Rache“ handeln, wenn sie aus Stressverhalten Möbel zerstören, in die Wohnung urinieren oder andere ungewollte Verhaltensweisen zeigen. Solche Annahmen sind jedoch stark vermenschlicht und führen schnell zu Missverständnissen im Training = sie sind einfach nicht wahr!
Im Gespräch mit Solveig habe ich erklärt, warum diese Sichtweise falsch ist: Hunde handeln nicht trotzig oder kontrollierend. Sie entwickeln Trennungsstress, weil sie sich in einer belastenden Situation wiederfinden, die ihnen emotional und hormonell zusetzt. Ihr Verhalten, wie das Zerkauen eines Sofakissens oder das Absetzen von Kot, ist ein Ausdruck ihrer Stressreaktion und keine bewusste „Bestrafung“ für das Alleine Bleiben. Die Vorstellung, dass der Hund „aus Rache“ handelt, verkennt die Realität und basiert auf veralteten und längst widerlegten Ansichten.
Stattdessen ist es wichtig, das Verhalten des Hundes als eine natürliche Reaktion auf Trennungsangst zu verstehen. Wer solche Missverständnisse vermeidet und nicht einfach Tipps aus dem Internet befolgt, sondern gezielt und mit einem fundierten Trainingsplan arbeitet, kann dem Hund helfen, entspannter mit dem Alleinsein umzugehen.
#4 Warum wir Trennungsstress beim Hund ernst nehmen sollten
Das Training gegen Trennungsstress ist weit mehr als ein neues Verhalten zu erlernen, wie z. B. das Training von Sitz oder Platz. Beim Alleine Bleiben bei Hunden mit Trennungsstress geht es um tiefe Emotionen und Hormone, die den Hund in einen Zustand von „Panic“ versetzen. Darum sollte Trennungsstress beim Hund niemals auf die „leichte Schulter“ genommen werden und du solltest unbedingt herausfinden, wie sich dein Hund beim Alleine Bleiben verhält, falls du das noch nicht gemacht hast. Alles was du dafür brauchst ist eine Hundekamera und mein gratis Quiz „Hat mein Hund Trennungsstress?“
Besonders eindrucksvoll ist der Vergleich mit Liebeskummer: Ein Hund, der unter Trennungsstress leidet, erlebt einen Schmerz, der vergleichbar ist mit dem, den wir bei einer schweren Trennung empfinden.
Ein Hund der den Trennungsstress überwunden hat, hat in der Regel auch einen viel entspannteren Alltag, da das Stresslevel auch im Alltag abgesunken ist. Das hat auch Auswirkungen auf viele andere Verhaltensprobleme wie zB. Hundebegegnungen, Leinenführigkeit, etc.
#5 Effektive Methoden für das Training bei Trennungsstress
Ein häufiger Ratschlag lautet, sich einfach „rauszuschleichen“ und den Hund mit einem Spielzeug oder Leckerli abzulenken. Doch solche Tipps können den (Trennungs-) Stress verstärken. Stattdessen sollte das Training individuell an den Hund angepasst sein und auf seinen Stresslevel sowie seine Körpersprache eingehen und vor allem kleinschrittig erfolgen, dass der Hund lernt, ich bin sicher und geborgen, wenn ich alleine bin.
Mit einem langsamen, schrittweisen Training, bei dem der Hund in kurzen Phasen das Alleinbleiben übt und positive Erfahrungen sammelt, können Hundeeltern ihrem Hund beibringen, sich sicher und entspannt zu fühlen. Wie so ein Training aussehen kann erfährst du übrigens in meinem 0€ Webinar. (Link: https://vollzeit4beiner.at/training)
Fazit
Trennungsstress beim Hund ist kein Zeichen von Verwöhnung oder einer zu engen Bindung zwischen Mensch & Hund, sondern eine natürliche Reaktion auf die Trennung von einer Bezugsperson. Mit Geduld, einem guten Training und einfühlsamen Methoden können wir unserem Hund helfen, das Alleinsein besser zu ertragen und langfristig entspannter zu bleiben.
Mehr Informationen zu diesem Thema findest du in der Podcast-Folge#236 mit Solveig im Hundegeflüster-Podcast. Hör gerne rein und erfahre, wie du deinem Hund zu einem stressfreieren Leben verhelfen kannst.
Über die Autorin Kerstin Quast
Kerstin Quast ist tierschutzqualifizierte Hundetrainerin und HundehalterInnen-Coach nach Pawsitive Life Coaching. Mit ihrer Online-Hundeschule Vollzeit4beiner unterstützt sie insbesondere berufstätige Hundeeltern, ihren Hunden ein entspanntes Alleinebleiben beizubringen. Ihr Ansatz basiert auf einem bedürfnisorientierten Training, das die Kommunikation zwischen Mensch und Hund stärkt.
Du findest Kerstin hier:
Instagram: https://www.instagram.com/vollzeit4beiner/
Website: https://vollzeit4beiner.at/
Podcast: https://vollzeit4beiner.at/podcast
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